ELLBOGEN

Ellbogengelenksverletzungen stellen zum Teil eine größten Herausforderungen in der rekonstruktiven Unfallchirurgie dar. Das Ellbogengelenk ist das komplexeste Gelenks des Körpers. Drei Knochen sind an diesem Gelenk beteiligt. Es ist in der Lage Beuge-, Streck- und Rotationsbewegungen gleichzeitig durchzuführen. Die häufigsten Verletzungen sind:

  1. Der Speichenköpfchenbruch
    (sogenannte Radiusköpfchenfraktur)

    Sie entsteht meist im Rahmen von Banaltraumen durch Abstützen auf den gestreckten Ellbogen. Das Speichenköpfchen ist für die Drehung im Unterarm zuständig. Minimal verschobene Brüche werden konservativ funktionell mit kurzzeitiger Ruhigstellung und anschließender Physiotherapie behandelt. Zur genauen Einschätzung der Frakturschwere ist die Durchführung einer Computertomographie unerlässlich.
    Stark verschobene Frakturen, die zumindest 50% der Gelenksfläche betreffen, werden operativ rekonstruiert. Dies wird in einem offenen Verfahren durchgeführt. Zur Verwendung kommen unterhalb des Knorpelniveaus versenkbare Titanschräubchen die eine anatomische Wiederherstellung ermöglichen.
  2. Der Ellenhakenbruch
    (Olecranonfraktur)

    Es ist dies die häufigste und auch einfachste Form der Frakturen des Ellbogens. Durch eine Überstreckung im Ellbogen bricht der sogenannte Ellenhaken. Diese Knochenbrüche bedürfen in nahezu allen Fällen einer operativen Rekonstruktion. Einfache Frakturformen werden mit Bohrdrähten und einer Drahtschlinge dynamisch versorgt. Komplexe Frakturen mit mehreren Bruchstücken werden mit einer speziellen winkelstabilen Titanplatte versorgt. Beide Verfahren führen in nahezu allen Fällen zu einer Ausheilung der Fraktur. Die Ruhigstellungsdauer nach Durchführung einer stabilen Knochenversorgung ist kurz, nach zwei bis drei Wochen kann mit Bewegungstherapie begonnen werden.

Komplexe Verrenkungsbrüche und Brüche des gelenksnahen Oberarmknochens
(Luxationsfrakturen und distale Oberarmfrakturen)

Es handelt sich hier um komplexe Gelenksverletzungen. In vielen Fällen sind mehrfache Bänderrisse als Begleitverletzung vorliegend, sowie Knorpelverletzungen. Die operative Behandlung stellt höchste Anforderungen an den Unfallchirurgen. Es kommen verschiedenste Techniken zum Einsatz (speziell geformte Titanplatten, kanülierte Minititanschrauben sowie auch Fadenankersysteme). Bei hoch instabilen Frakturen muß zusätzlich ein sogenannter Bewegungsfixateur angebracht werden, dies ist eine Spezialkonstruktion aus Gewindebolzen und Karbonstäben, deren Einsatz sehr viel Erfahrung in der Ellbogenchirurgie voraussetzen. Dieses Konstrukt ermöglicht eine Nachbehandlung ohne eine Gipsruhigstellung. Über den Schutz dieses Metallstützapparates kann frühzeitig mit Bewegungstherapie im verletzten Gelenk begonnen werden, was entscheidend für das funktionelle Endergebnis ist. Die Praxisgemeinschaft verfügt über eine langjährige Erfahrung in der operativen Behandlung dieser komplizierten Gelenksverletzungen.

Ellbogengelenksarthroskopie

Auch am Ellbogen werden von uns arthroskopische Eingriffe durchgeführt. Indikationen werden sehr streng gesetzt. Zum Einsatz kommt die Ellbogengelenksarthroskopie bei Vorliegen sogenannter freier Gelenkskörper, die zu Gelenksblockierungen führen können oder aber bei Knorpeldefekten oder lokalen Durchblutungsstörungen des Gelenksknorpels. In diesen Fällen kann eine arthroskopische Anbohrung durchgeführt werden.

Steifer Ellbogen
(Arthrofibrose des Ellbogengelenkes)

Sehr häufig kommt es am Ellbogengelenk nach Verletzungen zu Bewegungseinschränkungen. Die Ursachen hierfür sind mannigfaltig. In allen Fällen kommt es zu einer überschießenden Vernarbung der Weichteilstruktur, einer Verdickung und Verklebung der Gelenkskapsel. Dies führt zu Streck- und Beugedefiziten im Ellbogengelenk.

In leichteren Fällen kann eine Verbesserung der Beweglichkeit durch einen arthroskopischen Eingriff ermöglicht werden. Dies analog zur Frozen shoulder im Schultergelenk.

In schweren Fällen muß eine offene chirurgische Mobilisierung des Gelenkes erfolgen (sogenannte offene Arthrolyse).

Dies sind Komplexeingriffe, die bewährt nur in chirurgischer Teamarbeit durchgeführt werden können. Die Praxisgemeinschaft verfügt in der behandlung dieser speziellen Pathologien über eine jahrelange Erfahrung.

Der sogenannte „Tennisarm, Tennisellbogen oder Golferellbogen“ (Epicondylitis radialis und Epicondylitis ulnaris) des Ellbogengelenkes

Es handelt sich bei beiden Pathologien um Überlastungssyndrome der im Bereich der Oberarmknochen entspringenden Unterarmmuskeln. Sportliche oder berufliche Überbelastung und eine entsprechende genetische Disposition sind die Ursachen hierfür.

In diesen Fällen werden zuerst langfristig sämtliche nicht operativen Behandlungsstrategien ausgeschöpft. Neuerdings hat sich die Therapie mit autologem Plasma (ACP) als minimalinvasive Injektionsbehandlung bewährt.

Im Falle des Scheiterns der nicht operativen Maßnahmen werden operative Eingriffe durchgeführt. In beiden Fällen werden die Muskeln vom Knochen gelöst, Entzündungsgewebe entfernt und dann je nach lokaler Pathologie die Muskeln wieder am Knochen befestigt. Zum Einsatz kommen Operationstechniken wie nach Hohmann, allerdings mit individueller Modifikation in Kombination mit Denervierungsoperationen (Wilhelm).

Die Erfolgsquote dieser Eingriffe hinsichtlich Schmerzfreiheit liegt bei über 90%.